Unterricht könnte so einfach sein: Die Lehrkraft betritt den Klassenraum, die Schülerinnen und Schüler beenden ihre Gespräche, öffnen folgsam das Lehrbuch und bearbeiten die Aufgaben. Zugegeben: Diese Form der Unterrichts“vorbereitung“ ist überspitzt formuliert und in ihren milderen Varianten zunehmend überwunden. Zum Glück! Denn Unterricht auf reinen Wissenserwerb zu reduzieren, ist wie der Versuch, eine vielschichtige Mahlzeit auf bloße Kalorienzufuhr zu reduzieren. Ein guter Stundeneinstieg ist entscheidend, um die Lernenden von Anfang an zu aktivieren und für das Thema zu begeistern. Hier sind praxiserprobte Tipps, die helfen, den perfekten Start in den Unterricht zu gestalten:
Hook it
Nicht ohne Grund werden die ersten Sekunden eines YouTube-Videos als Hook bezeichnet: Ein Haken, der die Zuschauer fesselt. Die Qualität dieses Hooks entscheidet maßgeblich darüber, wie gut oder schlecht ein Video ankommt. Ähnlich ist es im Unterricht: Ein gelungener Einstieg bietet den Schülern die Möglichkeit, sich auf das Thema einzulassen und Interesse zu wecken. Er ist also essenziell!
Leitfrage festlegen
Jeder Einstieg braucht ein Ziel. Ansonsten ist er zwar „ganz nett“, verfehlt aber seine Wirkung! Überlege dir zunächst, welches Ziel der Einstieg verfolgen soll: Soll er intellektuell aktivieren und Wissen reaktivieren? Soll er sozial aktivieren? Soll er Schüler emotional packen? Oder soll er müde Schüler munter machen und körperlich aktivieren? Jede Dimension hat ihre Berechtigung. Zur schnellen Orientierung habe ich Einstiege nach diesen vier Dimensionen bewertet. Mit der SEKI-Skala finde ich auf einen Blick, was meine Klasse gerade braucht.
Variatio delectat
Eintönigkeit langweilt, Variation weckt Neugierde. Gerade in ritualisiertem Unterricht kann ein abwechslungsreicher Einstieg Augen öffnen und Interesse wecken. Ich nutze hierzu häufig die Methode des Lagerfeuers (unten erklärt 🙂 ), um das klassische Unterrichtssetting aufzubrechen und Schüler Inhalte aus einer neuen Perspektive betrachten zu lassen.
Spiele und Rätsel integrieren
Herausforderungen aktivieren! Wer von uns fühlte sich nicht schon einmal angeregt, etwas zu tun, nur weil jemand sagte, dass wir es nicht schaffen? Spiele und Herausforderungen lockern die Atmosphäre auf. Bei der Erstellung von Herausforderungen setzt einem nur die eigene Fantasie Grenzen. Möglich sind z.B. digitale Rätsel, Bilderrätsel oder die Zoom-Out-Technik.
Teamwork makes the dream work
Schule hat einen demokratischen Bildungsauftrag. Ein gelungener Unterrichtseinstieg kann hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er weckt Interesse für das Thema und bietet Schülern Möglichkeiten, sozial zu wachsen. Eine Möglichkeit bietet hier z.B. die Methode des Klassenforums.
Entspannung aktiviert
Es klingt widersprüchlich, aber auch Entspannung kann Schülerinnen und Schüler aktivieren, besonders nach einem langen Schultag oder einer Klausur. Die Methode „Geist, Körper, Emotionen“ etwa gibt Schülern die Möglichkeit, sich auf ihre Gefühle einzulassen und bewusst neue Kraft zu tanken. So gibt es für die folgende Stunde mehr Energie.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Deshalb sollte sich jeder Lehrer vom Gedanken befreien, immer die perfekte Stunde abliefern zu müssen. Probiere dich aus und finde heraus, welche Einstiege dir besonders liegen und welche Art des Einstiegs zu welcher Klasse passt.