Reif für die Insel (1/8) Eine Globalsimulation für Motivation und Immersion in Fremdsprachen

Tobias Kammer

Was ist überhaupt eine simulation globale? Und was bringt sie im Unterricht?

Sprachunterricht findet häufig in der konzeptuellen Blase des Lehrbuches statt. Daran ist zunächst einmal nichts auszusetzen, denn diese sind didaktisch durchdacht und intensiv geprüft. Doch auch im Unterricht gilt die Grundregel variatio delectat
Deshalb führe ich am Ende der Q1 mit meinen Französischkursen eine Globalsimulation durch. Gemeinsam simulieren wir in fiktiven frankophonen Charakteren das Leben auf einer verlassenen Insel. Gemeinsam erlebt die Lerngruppe Abenteuer, die von allen Schülern gleichermaßen mitentwickelt und mitgetragen werden. In diese Geschichte eingebettet werden Grammatik-, Syntax- und Vokabelschulung. Allerdings werden sie nicht als die gewohnten „Übungen des Lehrbuches“  wahrgenommen, da sie situativ passend zur Durchführung spezifischer kommunikativer Settings notwendig sind. 

Die Vorteile liegen auf der Hand:   
– Motivationssteigerung durch Ausbruch aus der gewohnten Unterrichtsroutine, 
– Immersion und Partizipation durch interaktiven Einbezug der Schüler in die fiktive Situation, 
– Sinnhaftigkeit von Sprache durch Einbettung in situative Kontexte.  

Im Folgenden finden sich Hinweise zur möglichen Durchführung einer solchen Simulation. Die Materialien können gerne im Unterricht genutzt werden. 
Über Erfolgserlebnisse oder Feedback würde ich mich dann sehr freuen! 

Viel Spaß!        Tobi

Dies ist eine Episode einer Globalsimulation im Französischunterricht. Alle früheren und späteren Beiträge findest du hier:

Tag 1: Die Ankunft

Von jetzt an heißt es: Völlige Zielsprachlichkeit. Die Lehrkraft übernimmt die Rolle eines fiktiven französischen Reisebegleiters und begrüßt die (verdutzt dreinblickenden) Schüler auf dem Kreuzfahrtschiff. 

1. Personenbeschreibung üben 
Die SuS werden gebeten, für das Boarding ein Registrierung-Formular auszufüllen. Hier bietet sich der erste Raum für die Kreation einer eigenen fiktiven Person. Je nach Klasse lasse ich Lose ziehen, um Altersgruppen und Geschlechter ausgewogen in der Lerngruppe zu verteilen. 

2. Fragen stellen
Anschließend begrüßen wir uns im Omnium-Kontakt in der Lobby des Schiffes und führen Small-Talk. „Woher kommst du? Was ist dein Beruf? etc.“  Bei schwachen Lerngruppen bietet es sich an, vorher noch einmal die Bildung von Fragen zu wiederholen. (Bei starken Lerngruppen könnte man die Inversionsfrage einführen!)

3. Bildung von Vergangenheit
Den Schülern wird angekündigt, dass sie eine Person auf dem Schiff bereits von früher kennen. Je absurder und lustiger die Begebenheit, desto besser! Die Schüler setzen sich zusammen und formulieren (natürlich in der Vergangenheit) diese Kennentern-Geschichte. 

4. Zukunft
Abschließend präsentieren die Schüler gegenseitig ihre fiktiven Persönlichkeiten. Das Futur-Simple dient als Basis, um von Träumen und Wünschen in Bezug auf das Reiseziel zu sprechen. 

Die Doppelstunde endet mit dem Unfall des Kreuzfahrtschiffes und dem vagen Hinweis der Lehrkraft, dass sich jeder Teilnehmer auf ein Rettungsboot retten konnte.     CLIFFHANGER-ALARM!

Dies ist eine Episode einer Globalsimulation im Französischunterricht. Alle früheren und späteren Beiträge findest du hier:

Was genau ist eine Globalsimulation?

Bei einer Globalsimulation erschaffen die Lernenden eine detailreiche Umgebung – sei es ein Gebäude, ein Dorf oder eine Insel – und bevölkern diese mit selbst gestalteten Charakteren, die in vielfältigen Szenarien interagieren. Lehrkräfte übernehmen dabei die Rolle des Regisseurs oder Animators, indem sie den Rahmen vorgeben und die Simulation mit strukturierenden Impulsen und sprachlichen Übungen bereichern.

Die klassischen Szenarien sind:

1.Die Insel: Die Schüler stellen sich vor, wie eine Gruppe von Schiffbrüchigen auf einer unbewohnten Insel eine neue Gemeinschaft gründet. Dabei werden Rollen verteilt und alltägliche Herausforderungen in der Zielsprache verhandelt. Dieses Szenario habe ich bereits mehrfach durchgeführt – es macht immer großen Spaß!

2.Das Dorf: Die Schüler wählen eine Zeitperiode und einen Ort aus und bauen ein dörfliches Leben mit Berufen und einer eigenen Geschichte auf, was zu kreativen schriftlichen Arbeiten wie einem Dorfzeitungsartikel führen kann. Es ist ein wenig wie das Spiel Werwölfe – nur viel umfangreicher.

3.Das Hotel: In diesem Szenario managen die Schüler ein Hotel und lernen den täglichen Betrieb kennen, von der Kundenbetreuung bis hin zur Bewältigung von Krisen. Diese Erfahrung stammt aus meinem Englischunterricht.

Was sind die Vorteile einer Globalsimulation?

Natürlich benötigt ein solches Setting Zeit und ist für die Lernenden nicht weniger anstrengend als regulärer Sprachunterricht. Simulationen bieten jedoch nicht nur spannende sprachliche Praxis, sondern fördern auch das kulturelle Verständnis, kritische Denkfähigkeiten und Problemlösungskompetenzen:

Sprachpraxis: Lernende wenden ihre Sprachkenntnisse in einem realistischen Kontext an.

Kulturelles Verständnis: Durch das Nachspielen kultureller Szenarien entwickeln die Teilnehmer ein tieferes Verständnis für die Kultur der Zielsprache.

Kritische Denkfähigkeit und Problemlösung: Die Konfrontation mit realitätsnahen Problemen fördert analytische Fähigkeiten und Entscheidungsfindung.

Motivation und Engagement: Die immersive Natur der Simulation steigert die Motivation und das Engagement der Lernenden.

Alles in allem sind das doch überzeugende Gründe, es einmal auszuprobieren, oder? 🙂

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